Musikinstrumente spielen mit Dysmelien an Arm oder Hand

von Kerith Müller

Egal, ob als Kind oder Erwachsene*r: Mit einer Arm- oder Handfehlbildung ist es selbstverständlich möglich eine Vielzahl von Musikinstrumenten zu spielen. Manchmal sind unkonventionelle Lösungen nötig, doch fast nichts ist unmöglich. Hier stellen wir euch verschiedene Möglichkeiten vor, wie mit Dysmelien an Fingern, Händen oder Armen Instrumente gespielt werden können. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern enthält die üblichen Instrumente, die Musikschulen in der Regel anbieten. Die Erklärungen beschränken sich auf das, was für den Amateurbereich bzw. den Einstieg auf einem Instrument wichtig sind. Hier findet Ihr einen Überblick über die Instrumentenfamilien, die Instrumente im Einzelnen und einige (bisher bekannte) Hilfsmittel. Außerdem geben wir Tipps für Eltern, Betroffene und Musiklehrkräfte.

Tasteninstrumente

Klavier

Beim Klavier lassen sich kaum Hilfsmittel zum Einsatz bringen. Vor allem sollten sich Lehrkraft und Schüler*in von Beginn an über Möglichkeiten und Grenzen klar werden. Mit viel Übung lässt sich am Klavier sicherlich vieles Kompensieren, aber auch nicht alles. Lehrkräfte sollten darauf achten, sensibel bei der Stückauswahl vorzugehen und gemeinsam mit dem/der betroffenen Schüler*in zu schauen, wo Schwierigkeiten liegen und welche sich beheben lassen.

Fingersätze müssen für die betroffene Hand (oder Hände) angepasst werden. Viele Stücke und Epochen sind leichter für die eine oder die andere Hand. Auch sollte die Nummerierung der Finger abgesprochen werden. Ein kleiner Finger ist z. B. nicht automatisch eine Fünf, wenn es nur vier Finger gibt.

Orgel

Für die Orgel gilt bei den Händen dasselbe wie für das Klavier. Sollte(n) zusätzlich ein Fuß oder beide Füße betroffen sein, muss man hier ähnlich kreativ wie bei den Händen vorgehen und nach alternativen Bewegungsmustern suchen. Sind die Füße jedoch nicht betroffen sind, können sie manche Aufgaben der Hände übernehmen.

Keyboard

Unter Umständen möchte ein Kind lieber Keyboard spielen als Klavier. Damit lässt sich tatsächlich häufig schneller ein musikalisches Ergebnis erzielen, da dank bestimmter Einstellung gleich ein ganzes Playalong mitspielt. Das kann gerade für Betroffene, die nur mit einer Hand spielen können, sehr motivierend sein.

Holzblasinstrumente

Bei Holzblasinstrumenten gibt es mit Dysmelien an den oberen Extremitäten vermutlich die größten Schwierigkeiten. Außer für Blockflöten (siehe unten) gibt es keine serienmäßigen Ein-Hand-Alternativen. Alle Holzblasinstrumente sind in der Konstruktion ihrer Klappenmechanik relativ komplex und für zehn Finger konstruiert. Dabei ist der rechte Daumen der einzige Finger, der ausschließlich eine Stützfunktion übernimmt. Er ist somit verzichtbar, wenn die Stützfunktion durch Hilfsmittel (siehe unten) ersetzt wird. (Das Fagott stellt hier eine Ausnahme dar, ebenso einige Profi-Instrumente. Bei ihnen bedient auch der rechte Daumen Klappen.) Grundsätzlich ist es möglich, alle Instrumente in gespiegelter Form zu bauen, so dass dann auf den linken Daumen verzichtet werden kann.

Für einige Instrumente gibt es individuelle Umbauten, die jedoch fast immer Sonderanfertigungen von bastelfreudigen Instrumentenbauer*innen sind. Die Problematik bei der Anschaffung eines solchen Instrumentes besteht darin, dass es kaum getestet werden kann, bevor eine Sonderanfertigung fertig ist.

Für den nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmten Saxophon-Professor David Nabb wurde das toggle key system für Saxophone entwickelt. Es ermöglicht, das Saxophon mit der rechten Hand zu bedienen, die Linke stützt das Instrument. Theoretisch ist es (abgesehen von Patentrechten) denkbar, dieses System auf alle Holzblasinstrumente zu übertragen.

Hilfsmittel

Für alle Holzblasinstrumente gibt es Stützen, Ständer und Tragegurte, um die Handhabung bzw. Haltung des jeweiligen Instrumentes zu erleichtern. Aufgrund der Fülle solcher Hilfsmittel seien nur einige beispielhaft genannt und auf eine sehr ausführliche Liste von Matthias Bertsch (PDF) hingewiesen.

Tragegurtsysteme: Diverse Nacken- und Rückengurtsysteme erleichtern das Halten von Holzblasinstrumenten.

Griffhilfen: Daumen- und Handstützen, sowie Anti-Rutschpolster können die Handhabung des Instrumentes erleichtern. Um den Daumen als stützenden Finger zu ersetzen, gibt es spezielle Handgelenksstützen für Oboe und Klarinette. Für die Querflöte gibt es Daumenstützen und Rutschpolster. So genannte Klappenerhöhungen bzw. Extensions können Klappen für verkürzte Finger erreichbar machen.

Instrumentenständer, auf denen das Instrument abgestellt wird und so nur noch ausbalanciert werden muss, erleichtern vor allem Kindern den Umgang mit schweren Instrumenten.

Blockflöte

Das klassische Einsteigerinstrument an der Musikschule kann zu größter Virtuosität gebracht werden, auch mit nur einer Hand.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Einhandflöten, wie sie im Barock gespielt wurden – sie eignen sich häufig nicht für das Erlernen im regulären Musikschulbetrieb – und Einhandblockflöten. Es gibt von einigen Herstellern Blockflöten, die sich dank speziellen Griffmechaniken mit einer Hand bedienen lassen. Beispielsweise stellen die Firma Aafab und die Firma Mollenhauer solche Instrumente serienmäßig her.

Bei der britschen Organisation Reach können Blockflöten mit Einhandmechanik auch gemietet werden.

Lehrkräfte müssen sich hier sicherlich in ein neues Griffsystem einlernen. Ist dies dem/der Schüler*in aber einmal geläufig, wird sich die Lehrkraft vermutlich häufiger auf die/den Schüler*in verlassen können als umgekehrt.

Saxophon

Für das Saxophon gibt es ein patentiertes Ein-Hand-System, das schon erwähnte toggle key system (siehe „A One-handed Saxophone by Stelling Brass & Winds“ (PDF)). Soweit uns bekannt ist, kann dieses Instrument jedoch nicht serienmäßig erworben werden.

Querflöte

Die Querflöte gibt es als einziges Holzblasinstrument auch als „Linksinstrument“ serienmäßig von der Firma Viento. Falls der rechte Daumen von der Dysmelie betroffen ist, kann dies eine sinnvolle Alternative zur üblichen Rechtsflöte sein.

Oboe, Fagott und Klarinette

Für die weiteren Holzblasinstrumente sind uns keinerlei alternative Bauweisen bekannt. Als Sonderanfertigung lassen sie sich grundsätzlich alle auch in Linksbauweise anfertigen.

Blechblasinstrumente

Anders als die Holzblasinstrumente sind die Blechblasinstrumente für Menschen mit Dysmelien häufig sehr gut handhabbar. Sie werden alle im Grundsatz von einer Hand bedient und mit der anderen Hand gestützt, daher eignen sie sich insbesondere für einseitig Betroffene.

Hilfsmittel

Für Blechblasinstrumente gibt es ebenfalls Hilfsmittel zur erleichterten Handhabung. Verschiedene Stützsysteme, wie bspw. das sogenannte ERGOBrass Haltungs-System, gibt es für alle Blechblasinstrumente. Es stützt das Instrument im Sitzen und Stehen, sodass die Arme entlastet werden. Handriemen ermöglichen einen festen Sitz des Instrumentes auch bei fehlender Kraft in den Fingern.

Trompete

Die Ventile der Trompete werden mit drei Langfingern der rechten Hand bedient, während die linke Hand das Instrument hält. Es gibt spezielle Linkshänder-Trompeten, zum Beispiel von der Firma Thomann, die in gespiegelter Bauweise für das Greifen mit der linken Hand vorgesehen sind. Für den Einstieg bzw. das Ausprobieren eignen sich jedoch auch Rechtshänder-Trompeten, sie können ebenfalls mit der linken Hand gespielt werden.

Waldhorn
Beim Waldhorn werden die Ventile ebenfalls mit drei Langfingern bedient, in der Regel mit der linken Hand. Für fortgeschrittenes Spiel kommt beim sogenannten „Doppelhorn“ das Daumenventil hinzu, was zusätzlich von der „Ventilhand“ betätigt wird. Es gibt serienmäßig rechtsgriffige Hörner in gespiegelter Bauweise, bei denen die Ventile wiederum mit rechts bedient werden können, z.B. von der Firma Hoyer. Die zweite Hand stützt und stopft das Horn im Trichter, hierauf kann ggf. vollständig verzichtet werden.
An dieser Stelle sei auf den professionellen Hornisten Felix Klieser verwiesen, der sein Instrument mit dem Fuß bedient.
Posaune
Posaunen gibt es ohne Ventile. Diese werden ausschließlich mithilfe des Zuges gespielt, welcher in der Regel vom rechten Arm bedient wird. Für die einhändige bzw. einarmige Bedienung einer Zugposaune ist die Länge des Armes entscheidend – und bei Kindern oft nicht ausreichend. Zur Kompensation gibt es Posaunen mit Ventilen oder „Hand Slide Extensions“. Jegliche Posaunen ohne Ventil lassen sich auch gedreht zusammenstecken und können dann mit dem linken Arm gespielt werden. Die jeweils andere Hand stützt das Instrument. Die Zugposaune ist von der Ventilposaune zu unterscheiden, die in der Bedienung der Trompete ähnelt. Bei Posaunen mit „Quartventil“ oder „Sekundventil“ bedient der Daumen der nicht ziehenden Hand ein Ventil, zusätzlich zur Stützfunktion. (Posaunen mit Quart-/Sekundventil sind nicht gleichzusetzen mit „Ventilposaunen“!).
Tuba und Euphonium/Tenorhorn

Tuba und Euphonium bzw. Tenorhorn unterscheiden sich zwar in der Größe, nicht jedoch in der Handhabung und Bauweise. Die Ventile werden ebenfalls mit drei oder vier Langfingern der rechten Hand bedient, während die linke Hand das Instrument hält. Serienmäßige Spiegelungen sind uns nicht bekannt. Jedoch lässt sich dies mit einem/einer Instrumentenbauer*in realisieren. Für den Einstieg ist auch ein Umbau der Mundrohres möglich, durch den das Mundstück beim Greifen der Ventile mit der linken Hand erreichbar ist. Tuben sind ein relativ schwer. Die Arme werden durch Tragegurte (für das stehende Spiel) oder Instrumentenständer entlastet.

Schlaginstrumente

Fast alle Schlaginstrumente, ob Drumset, Pauke oder Marimba, werden mit Schlägeln oder Sticks gespielt. Die Haltung des Sticks ist zwar nicht unerheblich für das Instrumentalspiel, sie kann aber angepasst werden, sofern bei der betroffenen Hand oder den betroffenen Händen eine Greiffunktion besteht. Falls an einer Hand oder an beiden Händen keine Greiffunktion möglich ist, gibt es Greifhilfen, die von Orthopädietechniker*innen z. B. von der Firma Pohlig individuell angefertigt werden. Sie ermöglichen, einen Stick zu halten, genauso wie einen Stift oder eine Gabel. Beim Erlernen insbesondere des Drumsets sollte auf die Händigkeit des/der Lernenden geachtet werden. Für Linkshänder sollte das Drumset anders eingerichtet werden als für Rechtshänder.

Saiteninstrumente

Streichinstrumente

Alle Streichinstrumente von Violine bis Kontrabass erfordern in der Regel die Bogenführung und das Zupfen der Saiten mit der rechten Hand, während die linke Hand die Saiten auf dem Griffbrett fixiert. Für das Greifen der Saiten mit der (in der Regel) linken Hand werden vier Langfinger benötigt, der Daumen stützt das Instrument.

Die Bogenhand muss den Bogen halten, hierfür gibt es individuelle (siehe Abbildung) und serienmäßige Griffhilfen (wie z. B. CelloPhant). Falls die Dysmelie das Greifen des Bogens nicht erlaubt, gibt es auch hier individuelle Prothesen und Greifhilfen. Sollte die linke Hand betroffen sein, so ist es grundsätzlich möglich auch Streichinstrumente in gespiegelter Bauweise zu spielen, sodass mit der rechten Hand die Saiten gegriffen werden und mit der linken der Bogen geführt wird.

Gitarren

Für alle Gitarren von der klassischen Konzertgitarre über den E-Bass bis zur Ukulele gilt dasselbe wir für die Streichinstrumente: In der Regel werden die Saiten mit der linken Hand gegriffen und mit der rechten gezupft. Für das Greifen sind wiederum vier Langfinger notwendig, während der Daumen das Instrument am Hals stützt. Bei Gitarren sind Linkshänderinstrumente serienmäßig üblicher als bei allen anderen Instrumentenfamilien. Sollte also ausschließlich die linke Hand betroffen sein, bietet sich ein solches Instrument an. Die Saiten sind auch hier gespiegelt aufgezogen, der Korpus ggf. in der Bauweise etwas angepasst. So lassen sich die Saiten mit der rechten Hand greifen, während die linke die Saiten zupft bzw. schlägt (das so genannte „Schrummeln“). Insbesondere für das Zupfen bei der klassischen Gitarre werden in der Regel alle Langfinger zum Einsatz gebracht, dies lässt sich jedoch auch individuell anpassen.

Tipps für Eltern

„Mama, ich will Gitarre lernen!“ – Wenn euer Kind sich in den Kopf gesetzt hat, ein Instrument zu erlernen, wird es vermutlich nicht mehr aufhören zu quengeln, bis es das Instrument zumindest mal ausprobieren darf. Eltern machen sich in der Regel viel mehr Gedanken über eine solche Entscheidung als ihre Kinder, zumal wenn das Kind eine Handfehlbildung hat.

Wird unser Kind nicht sehr schnell frustriert sein, wenn es merkt, dass es eine Einschränkung auf dem Instrument hat? Wie finden wir eine Lehrkraft, die sich auf unser Kind einlässt? Braucht unser Kind eine besondere Unterstützung für das Instrument? Gibt es überhaupt Hilfsmittel? Bezahlt das die Krankenkasse?
Diese und andere Fragen drängen sich oft bereits auf, bevor man sich bei der örtlichen Musikschule erkundigt hat, ob das Instrument überhaupt angeboten wird.

Wir können euch nur empfehlen, sich ohne langes Kopfzerbrechen an Profis in eurer Nähe zu wenden – und sollte man euch dort nicht weiterhelfen können oder wollen, gebt nicht zu schnell auf, sondern erkundigt euch weiter. Natürlich ist nicht alles möglich, aber doch meist viel mehr, als man im ersten Moment glaubt. Geht in der Musikschule möglichst offen an das Thema heran und holt euch Rat bei den Instrumentalist*innen.

Und vergesst nicht, dass Kinder mit angeborenen Handfehlbildungen oftmals viel kreativer mit ihrer Einschränkung umgehen, als Erwachsene es erwarten.
Bei der Entscheidung für ein Instrument spielen viele Faktoren eine Rolle. Für die Eltern gehört dazu oft der Klang, manchmal sogar die Reputation, nicht selten auch der Anschaffungspreis. Für die Kinder geht es meist eher um die Begeisterung für ein bestimmtes Instrument, die Bedienungsweise, den Klang, das Aussehen. Nicht zuletzt spielen andere Menschen eine große Rolle: Wenn ein Freund oder eine Verwandte das Instrument schon spielt oder einfach die Lehrkraft sympathisch ist, trägt das zur Entscheidung des Kindes bei. Tatsächlich kann sogar in neurologischen Studien nachgewiesen werden, dass unterschiedliche Hörtypen auf den Klang einzelner Instrumente unterschiedlich reagieren, dies scheint genetisch festgelegt zu sein.

Tipps für Betroffene

Egal, ob als Kind oder Erwachsener: Mit einer Handfehlbildung (oder nach einer Amputation) muss man manchmal kreativ an (scheinbare) Probleme herangehen und über seinen Schatten springen. Alle Betroffenen haben sicher schon häufiger die Erfahrung gemacht: „Wenn ich das will, dann schaffe ich das!“

Ja, ihr müsst manchmal um die Ecke denken, ja, ihr braucht manchmal ein wenig länger, um etwas hinzukriegen. Aber, wenn ihr es geschafft habt, habt ihr nicht selten deutlich mehr Lernerfahrungen gemacht als andere. Und diese Lernerfahrungen lassen sich auf viele andere Probleme übertragen.

Und ja, es kann auch mal unangenehm sein, wenn etwas nicht klappt oder man über eine Einschränkung, ein Hilfsmittel oder unkonventionelle Lösung sprechen muss. Aber, was wäre die Alternative? Es erst gar nicht zu versuchen, bestimmt nicht!

Tipps für Instrumental-Lehrkräfte

Sicherlich ist ein Einstieg mit einem/einer Schüler*in mit Dysmelie mit einem gewissen Mehraufwand verbunden. Sicher müssen Sie sich auch an manchen Stellen von Konventionen verabschieden und sich auf pragmatische Lösungen einlassen. Und im besten Fall müssen Sie auch mal sagen, dass eine Schwierigkeit nichts mit einer Dysmelie, sondern mit mangelndem Üben zu tun hat!

Seien Sie mutig, informieren Sie sich, tauschen Sie sich mit Kolleg*innen aus, fragen Sie die Betroffenen einfach selbst, wenn Sie unsicher sind. Zum einen sind die Betroffenen die einzigen Expert*innen für ihre spezielle Fehlbildung. Geben Sie dem/der Schüler*in das Gefühl, dass dieses „Expertenwissen“ wichtig ist. Zum anderen gehen viele Betroffene offen mit ihrem Handicap um und sind froh, wenn Sie „einfach gefragt“ werden.

Egal bei welchem Instrument und mit welcher Fehlbildung jemand zu Ihnen kommt, probieren Sie es aus. Sollte mal etwas wirklich überhaupt nicht funktionieren, ist es wie bei jedem anderen Beratungsgespräch auch: In diesem Fall muss man auch offen von der Wahl eines Instrumentes abraten.

Über die Autorin

„Ich bin mit einer Dysmelie an der linken Hand geboren. Betroffen bin ich ab dem Unterarm, an der linken Hand fehlt ein Langfinger und mein kleiner Finger ist steif. Insgesamt sechs Operationen hatte ich im Kindesalter, u. a. wurde mein Zeigefinger zum Daumen transplantiert und im Alter von acht Jahren hatte ich einen Fixateur am Unterarm.

Musikalisch war ich vermutlich schon recht früh. Auf meinen Wunsch Schlagzeug zu spielen, bekam ich die Antwort „Das ist viel zu laut!“, auf Klavier „Nein, das frustriert dich doch bloß, wenn du da an deine Grenzen stößt …“. Gegen Trompetespielen gab es offenbarbar keine Argumente, damit konnte ich mich mit sieben Jahren endlich durchsetzen. Und habe es dann sogar studiert.

Fürs Studium musste und durfte ich endlich auch Klavier lernen, und nach einigen Semestern an der Musikhochschule zog auch ein Schlagzeug in meine Musiker-WG ein. Inzwischen bin ich Instrumentalpädagogin, Dirigentin und Trompeterin. In meinem Berufsalltag als Künstlerin und an der Musikschule spielt meine Fehlbildung praktisch keine Rolle (mehr).“

Kerith Müller